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Einmal im Jahr sprüht ein Schienenschleifwagen Funken im Nürnberger Untergrund – der Spenozug. Vier Wochen lang ist er jeweils von Montag bis Freitag im U-Bahn-Netz unterwegs und bringt die Schienen wieder in Form. Auf den jeweils betroffenen Streckenabschnitten setzen wir Ersatzbusse ein. Unser Mitarbeiter Milan Dragojevic plant und koordiniert jedes Jahr den Einsatz der Arbeitslok. Was hinter seiner Arbeit steckt, das verrät der 47-Jährige im Interview.
Frage: Milan, du hast 1999 als Busfahrer bei uns, der VAG gestartet. Jetzt planst und koordinierst du Projekte, wie beispielsweise den Spenozug. Wie kam‘s?
Milan Dragojevic: Das stimmt, ich habe vor über 20 Jahren bei der VAG als Busfahrer angefangen. Anfang der 2000er habe ich den Verkehrsfachwirt gemacht und mich Stück für Stück weiter entwickelt. Bis ich 2012 in der Abteilung Steuerung und Betrieb angefangen habe. Mein erstes Projekt war gleich 2013 die Planung des anstehenden Spenozug-Einsatzes. Das war der berühmte Sprung ins kalte Wasser. Der Spenozug ist seitdem aber auch mein Baby geblieben.
Frage: Was hat sich seitdem verändert?
In meinem ersten Jahr hatten wie keinen Ersatzverkehr mit Bussen in den Schleifbereichen, sondern sind an den Streckenabschnitten eingleisig vorbeigefahren. Das bedeutete aber, dass unsere Fahrgäste beim Warten und unsere Mitarbeiter, beispielsweise die KUSSler auf der U2 und U3, immer im Rauch und Staub standen, wenn der Speno im Einsatz war. Deswegen haben wir das Konzept einmal umgeschmissen und uns darauf verständigt, künftig Ersatzbusse einzusetzen.
Frage: Wie planst du den Einsatz des Spenozuges?
Ich habe den Gesamtüberblick über den Einsatz. Muss mich aber eng mit den anderen Abteilungen abstimmen. Das ist einmal der Gleisbau, der die Schleifbereiche festlegt. Danach setze ich mich mit meinen Kolleg*innen vom Fahrplanbüro zusammen und wir stimmen ab, wie und in welcher Reihenfolge wir den Ersatzverkehr mit Bussen einsetzen. Wenn das alles geklärt ist, erstelle ich die Konzepte.
Frage: Worin liegt bei deiner Arbeit die besondere Herausforderung?
Mir ist es einmal wichtig, dass ich mit den anderen Abteilungen zu Lösungen komme, mit denen alle zufrieden sind. Das ist der betriebliche Aspekt. Gleichzeitig muss und will ich auch darauf achten, was für unsere Fahrgäste das Beste ist.
Frage: Gelingt dir der Spagat immer?
Ich denke ja. Es ist wirklich ein schmaler Grat zwischen den beiden Parteien, weil letztlich jeder einen ganz anderen Blick auf den Einsatz des Spenozuges hat. Aber am Ende gelingt es mir denke ich immer ganz gut, dass alle zufrieden sind.
Frage: Sehnst du dich manchmal danach, wieder hinter dem Steuer eines Busses zu sitzen?
Definitiv. Ich bin immer gerne gefahren und hatte aber eben gleichzeitig den Wunsch, mich weiterzuentwickeln. Aber ich musste das Busfahren ja nicht ganz aufgeben. Denn als Busfahrer muss man jedes Jahr eine gewisse Anzahl an Pflichtstunden leisten, damit man das Fahren – vereinfacht gesagt – nicht verlernt. Ich fahre am liebsten die Ersatzverkehre während des Speno-Einsatzes.
Frage: Das ist ja die perfekte Selbstkontrolle deiner Arbeit, oder?
Auf jeden Fall. So kann ich selbst überprüfen, ob die Ersatzverkehre, die geplant werden, in der Praxis auch gut funktionieren.
Über Milan Dragojevic:
Milan Dragojevic ist 47 Jahre alt, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Nürnberg. Gestartet hat er 1999 als Busfahrer bei der VAG und ist dem ÖPNV seitdem treu geblieben. Anfang der 2000er hat er sich dafür entschieden, den Verkehrsfachwirt nach zu machen, um sich innerhalb der VAG weiterzuentwickeln. Das ist ihm auch gelungen. In der Abteilung Steuerung und Betrieb betreut er in erster Linie Projekte zu Maßnahmen auf der U-Bahn, immer in enger Abstimmung mit seinen Kolleg*innen, um am Ende gemeinsam die beste Lösung für die Fahrgäste zu finden.
Autorin: Yvonne Rehbach
Foto: Yvonne Rehbach
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