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Unser Kollege Antonio Garrido Hidalgo ist während seines Urlaubs in Valencia von den schweren Sturzfluten überrascht worden. Doch anstatt die Reise abzubrechen, entschied er sich, vor Ort zu helfen und seinen Aufenthalt zu verlängern.
Wohnung in der Nähe von Valencia blieb trocken
Antonio Garrido Hidalgo besuchte seinen 85-jährigen Vater, der in Alfafar in der Provinz Valencia lebt. „Am Dienstagnachmittag gegen 17.00 Uhr stand das Wasser etwa zehn Zentimeter hoch auf der Straße, obwohl es hier keinen Tropfen geregnet hat“, berichtet er. Erst gegen 18.00 Uhr wurde das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Das Wasser stieg schnell und bedrohte viele Anwohner. Vor allem Menschen mit eingeschränkter Mobilität brauchten Hilfe. Im Treppenhaus erreichte der Wasserstand 1,5 Meter. Glücklicherweise blieb die Wohnung seines Vaters trocken. Trotz der schwierigen Umstände half Antonio gemeinsam mit anderen, die Betroffenen in höhere Stockwerke zu bringen. „Wir bildeten Menschenschlangen und halfen einander, so gut es ging.“ Das Wasser ging gegen ein Uhr allmählich zurück. Viele blieben die ganze Nacht in Sicherheit.
Schlamm beseitigen und aufräumen
Nach dem Abklingen der Flut begann die Nachbarschaft mit dem Aufräumen. Eine örtliche Bäckerei wurde komplett zerstört. Die Helfer entfernten Schlamm und richteten eine Verteilstation ein, um gespendete Lebensmittel und Reinigungsmittel an die Betroffenen auszugeben. Mittlerweile sind die meisten Wohnungen wieder begehbar. Jedoch liegen die beschädigten Möbel draußen im Freien. Antonio half bei der Beseitigung der Schäden in sieben Wohnungen. Zur Verfügung standen nur einfache Hilfsmittel wie Bretter, Besen und Schaufeln.
Solidarität der Zivilbevölkerung
Genau wie in seinem Beruf, wo er als U-Bahn-Fahrer täglich tausende Menschen sicher an ihre Ziele bringt, zeigte sich Antonio Garrido Hidalgo sofort verantwortungsbewusst und hilfsbereit: „Ich habe keine Angst, mich zu verletzen, wenn ich helfen kann“, sagt er. Nach den groben Aufräumarbeiten versorgt er weiterhin die Einwohner mit Lebensmitteln und Medikamenten. Der Wiederaufbau in der Provinz Valencia wird sicher noch viel Zeit und große Anstrengungen erfordern. Aber Antonio und viele Freiwillige, darunter auch junge Menschen, die kilometerweit zu Fuß angereist sind, zeigen Solidarität und geben Anlass zur Hoffnung.
Fehlende Unterstützung der Behörden
Garrido Hidalgo kritisiert, wie viele andere Betroffene, die Rolle der Behörden in der Provinz Valencia: „Die Polizei war zwar da, aber ihre Aufgabe bestand nur darin, die Straße zu sichern. Unterstützung wie Schaufeln oder Besen haben wir nicht bekommen.“ Noch schwerer wiegt für ihn die mangelnde Hilfe der Regierung: „Drei Tage waren wir ohne Wasser, Strom und Gas. Die ersten fünf Tage gab es gar keine Unterstützung.“ Die Menschen vor Ort mussten sich weitgehend selbst versorgen und durch die schwierige Zeit helfen. Plünderungen waren an der Tagesordnung. Die Katastrophe hinterlässt bei vielen Betroffenen ein Gefühl von Verlust und Verzweiflung.
Urlaub in Valencia verlängert
Angesichts der dramatischen Lage und da sein eigenes Auto ebenfalls schwer beschädigt wurde, kontaktierte Antonio Garrido Hidalgo seinen Gruppenleiter bei der VAG, um seinen Urlaub zu verlängern. „Das war überhaupt kein Problem“, berichtet er. Sein Gruppenleiter Michael Urban unterstützte ihn sofort: „Hauptsache, du kommst gesund wieder.“ Große Solidarität zeigten auch seine Kollegen in Nürnberg, die ihm spontan anboten, ihm Überstunden zu übertragen, damit er weiter vor Ort helfen kann. Das nahm er zwar nicht an, freute sich aber sehr darüber. „Das gibt mir sehr viel Kraft.“ Die Zeit kann er jetzt nutzen, um weiter zu helfen, Lebensmittel und Medikamente zu organisieren und den Rückflug zu planen. „Ich bin dankbar, dass ich meinen Urlaub in Valencia spontan und unkompliziert verlängern konnte,“ fügt er hinzu.
Über den engagierten und selbstlosen Einsatz unseres Kollegen berichteten auch RTL und NN+
Text: Barbara Lohss
Fotos: Antonio Garrido Hidalgo
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