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Seit über 40 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen Krakau und Nürnberg. Die beiden Verkehrsbetriebe MPK Krakau und die VAG Nürnberg füllen diese seit rund drei Jahrzehnten mit Leben, indem sie beispielsweise Straßenbahnen gemeinsam restaurieren. Anlässlich des aktuellsten Projekts, den Wiederaufbau zweier sogenannter Zeppelinwagen, dokumentierte unlängst das Bayerische Fernsehen die gelebte Städtepartnerschaft in Krakau.
Wie alles begann
Doch der Reihe nach: Bereits während des Zweiten Weltkrieges überließ Nürnberg im Rahmen des Reichleistungsgesetzes Krakau „altbrauchbare“ Zeppelin-Straßenbahnwagen mit passenden Beiwagen. Einer der Zeppelinwagen kehrte 1984 als Museumswagen nach Nürnberg zurück und trug so dazu bei, dass sich die Verkehrsbetriebe und auch die Städte auf Augenhöhe begegneten. 1989 begann dann eine rege Zusammenarbeit der beiden Verkehrsbetriebe. So verkaufte die VAG insgesamt rund 200 Straßenbahnfahrzeuge nach Krakau: bis 1994 Großraumwagen mit Beiwagen, von 1994 bis 2004 folgten Gelenkwagen mit Beiwagen und von 2006 bis 2011 nochmals Stadtbahnwagen mit Niederflurmittelteil. Letztere sind heute noch in der polnischen Stadt im Einsatz.
Gemeinsame Projekte
Doch nicht nur die VAG pflegt diese engen Kontakte, sondern auch der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e.V.. Er initiiert immer wieder Restaurierungsprojekte, für die sich die MPK über die Jahre als optimaler Partner herauskristallisiert hat. „In den Werkstätten in Krakau haben sie noch das Know-how und die Ausstattung, Oldtimerfahrzeuge so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen“, weiß Tobias Schneider, ehrenamtlich Projektleiter beim Verein und hauptberuflich Leiter Service in den U-Bahn- und Straßenbahnwerkstätten der VAG, „wir könnten das in unseren modernen Anlagen gar nicht mehr bewältigen.“ So bauten die Krakauer von 2010 bis 2012 im Auftrag des Vereins einen zweiachsigen Beiwagen aus dem Ursprungsjahr 1906 wieder auf. Parallel dazu gab die VAG den Umbau eines Gelenkwagens zur Partybahn EXTRATOUR in Auftrag. Ein weiteres Projekt war der Wiederaufbau des Jugendstil-Beiwagens 1023.
Zeppelinwagen 144 als Symbol für eine lebendige Städtepartnerschaft
Doch ein Nürnberger Straßenbahnwagen verbindet wie kein anderer die heutigen Partnerstädte: der Zeppelinwagen 144. Er gilt als Ausgangspunkt der Städtepartnerschaft und soll jetzt zum Symbol der langjährigen Freundschaft werden. Ein Rückblick: 1976 entdeckte ein Vereinsmitglied den 1909 von der MAN in Nürnberg gebauten Wagen in Krakau. Das Bestreben des Vereins war es fortan, den Zeppelinwagen zu restaurieren und nach Nürnberg zurückzuführen – trotz des Eisernen Vorhangs und der damit verbundenen schwierigen Rahmenbedingungen. Da fügte es sich, dass Nürnberg und Krakau 1979 Partnerstädte wurden, woran das Buhlen um den Zeppelinwagen wohl nicht ganz unschuldig war. Und siehe da: 1984 kehrte ein in Krakau restaurierter Zeppelinwagen nach Nürnberg zurück. Zwar erhielt er keine Zulassung für den historischen Fahrbetrieb, wurde aber zum zentralen Ausstellungsstück des 1985 eröffneten Historischen Straßenbahndepots St. Peter.
Aus eins mach zwei
Doch für die Krakauer wurde es zwischenzeitlich zur Herzensangelegenheit, auch für Krakau einen Zeppelinwagen wieder aufzubauen. Und der Verein hegte den Wunsch, aus dem Nürnberger Fahrzeug einen voll einsatzfähigen historischen Straßenbahnwagen zu machen. So war ein gemeinsames Ziel schnell formuliert: Künftig soll sowohl in Krakau als auch in Nürnberg je ein Zeppelinwagen fahren und für die Freundschaft der beiden Städte stehen. Die historische Originalsubstanz von 1909 wird dabei geteilt. Die Finanzierung des für Nürnberg bestimmten Wagens erfolgt rein auf Spendenbasis durch den Verein der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn. Die VAG unterstützt das Projekt mit Know-how. Detailliertere Informationen zur Finanzierung, zum Projektstand und zur besonderen Geschichte das Wagens gibt es unter tw144.sfnbg.de. Für alle, die in die Geschichte des TW 144 gerne einmal reinhören würden, empfiehlt sich der Podcast „Busfunk“ mit Stefan Meixner und seinem Gast Tobias Schneider:
Weitere Podcastfolgen gibt es in unserer Mediathek.
Beitrag des Bayerischen Fernsehens über die besondere Städtepartnerschaft
Die gelebte Städtepartnerschaft zwischen den beiden Verkehrsbetrieben MPK und VAG sowie dem Verein der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn hat auch das Bayerische Fernsehen interessiert. So hat sich ein BR-Team mit den VAG-Experten und gleichzeitig Vereinsmitgliedern Tobias Schneider und Ulrich von Stockhausen im Februar 2023 auf den Weg nach Krakau gemacht, um einen besonderen Höhepunkt im Projekt mitzuerleben. Es ging dabei um eine Hochzeit. Heißt: Der Wagenkasten des Nürnberger Zeppelinwagens wurde zum ersten Mal auf sein neues Drehgestell gesetzt. Ein aufregender Moment für alle Beteiligten, festgehalten in diesen bewegten Bildern:
Übrigens: Den Beitrag des Bayerischen Fernsehens vom 26. Februar gibt es hier zu sehen!
Autorin: Susanne Jerosch
Fotos: Ulrich von Stockhausen (Head), Andreas Neuer (Podcast), Susanne Jerosch (Filmbeitrag)
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