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Mehr Grün im Gewerbegebiet: Unser Bus-Betriebshof in Schweinau ist der beste Beleg dafür, dass das geht. Und das vom Frühjahr bis zum Herbst blüht es, wie unsere Fotogalerie am Ende des Beitrags zeigt. Stauden, Kletterpflanzen, ein kleines Wäldchen, Wiese und Grün auf Dächern.
„Richtig schön“, findet der für die VAG-Buswerkstatt zuständige Geschäftsbereichsleiter Andreas Laumen, den Wandel. Rund um die Abstellhalle aus den 1980er Jahren, aber auch auf dem neuen Vordach an der Abstellhalle und dem Dach des Trafogebäudes grünt und blüht es.
Andreas Laumen kann direkt von seinem Büro im ersten Stock auf das Dach des eBus-Ports blicken: „Es ist so schön zu sehen, wie sich das Dach in den vergangenen Jahren entwickelt hat, wie es grünt und blüht und sich im Laufe des Jahres verändert. Für Vögel wie Insekten ist das Dach zum Lebensraum geworden. Und unsere große Abstellhalle lässt nicht nur der weiße Anstrich gut aussehen, sondern auch das Grün in Beeten, Wiese und an den Wänden.“
Ein Standort entwickelt sich und wird auch grüner
Kurz zur Erinnerung:
• 2021 haben wir in Schweinau den eBus-Port mit begrüntem Photovoltaik-Dach eröffnet. Rund um den eBus-Port haben wir am Zaun entlang Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen gepflanzt.
• Seit 2023 modernisieren wir nun unseren bestehenden Betriebshof aus den 1980er Jahren. Statt Diesel- und Gasbussen werden hier künftig nur noch eBusse abgestellt und geladen.
Inzwischen haben wir bereits 123 eBusse von insgesamt rund 200. Voraussichtlich zu Beginn der 2030er Jahre wird die Umstellung der Busflotte abgeschlossen sein. Im Zuge der Modernisierung für die eBusse haben wir auf dem neuen Vordach der Abstellhalle und auf der neuen Trafostation wiederum grüne Photovoltaik-Dächer realisiert. Und entlang der Jaeckelstraße und der Robert-Bosch-Straße sind an der Halle entlang Kletterpflanzen gepflanzt, Staudenbeete und eine Blühwiese angelegt worden.
Mehr als Bauen und Modernisieren
Jochen Stein von der N-ERGIE Tochter NIM, die für das Immobilienmanagement, also auch Bauen und Modernisieren zuständig ist, zur Entwicklung des Standortes: „Unser Hauptaugenmerk liegt neben einer ansprechenden architektonischen Gestaltung unserer Betriebsstätten und Arbeitswelten natürlich auf der Funktionalität der Betriebsgebäude. Dies gilt insbesondere für unseren zentralen Bus-Standort Schweinau. Die baulichen Anforderungen ergeben sich vorerst aus den betrieblichen Abläufen. Die Größe der Abstellanlage im Depot ergibt sich aus den Fahrspuren und dem Stellplatzbedarf unserer großen Fahrzeuge. Hier werden rund 170 Busse hintereinander in Reihen abgestellt. Der Raum ist optimal ausgenutzt, zudem konnte die Ladeinfrastruktur für die neuen eBusse erfolgreich in den Bestand integriert werden. Bei der Modernisierung der Abstellhalle war ein weiterer Schwerpunkt die Optimierung des Brandschutzes. Dies lässt sich von außen alles nicht erkennen.“ Der Architekt fährt fort: „Lediglich die neue Behelfsausfahrt, das vorgestellte neue Vordach und das neue Technikgebäude lassen die umfassenden Erneuerungen im Inneren erahnen. Für eine Aufwertung der Außenwirkung war uns deshalb wichtig, neben der Auffrischung der Fassade vor allem die Außenanlagen und Grünflächen neu und ansprechend zu machen und auch ökologisch wertvoll zu gestalten. Ich finde dies ist rundum gelungen! Schon jetzt hat sich das Grün toll entwickelt und es macht mir und vor allem auch Anwohner*innen oder Kolleg*innen Freude zu entdecken, was wieder Neues blüht.“
Grün: optisch wie ökologisch ein Gewinn
Auch für den Landschaftsarchitekten Christoph Gräßle vom Büro für Landschaftsökologie + Planung, Fürth, ist der ergrünte Betriebshof Schweinau der VAG ein gutes Beispiel dafür, dass auch in Gewerbe- und Industriegebieten mehr Grün möglich ist. Christoph Gräßle hat im Auftrag der VAG das neue Grün im Betriebshof geplant und die Umsetzung koordiniert.
„Es ist ganz klar ein Gewinn für den Standort – optisch wie unter ökologischen Gesichtspunkten. Grün sieht nicht nur schön aus, zumal wenn es blüht und sich über das Jahr und die Jahre verändert. Staudenbeete, Blühwiesen, Kletterpflanzen, Bäume und Sträucher und auch begrünte Dachflächen verändern auch das Kleinklima, bieten Insekten, Vögeln und anderen Kleinlebewesen Lebensraum, da wo eigentlich keiner vermutet wird und wo es lange Zeit nur darum ging, möglichst keinen Aufwand und keine Kosten damit zu haben. Auch als Schwamm bei Starkregen sind grüne Flächen ein Plus“, so der Landschaftsarchitekt.
Grünes Staudenbeet: Genau hinsehen lohnt immer
Immer wieder Neues entdecken, kann man rund ums Jahr in einem Staudenbeet. Die Freude war auch einem Ehepaar, das im Umfeld unseres Betriebshofes Schweinau wohnt, anzusehen. Kurzes Innehalten, zeigen, austauschen und weiter. Schön, wenn man sich über blühendes Grün freuen kann.
Staudenbeet: Die Mischung macht’s
Die ersten Blüher im Staudenbeet haben bereits mit Ende des Winters geblüht. Noch etwas einsam und scheinbar fehl, weil die Beete erst im Herbst 2024 angelegt worden sind und die Pflanzen zum Ende des Winters noch entsprechend klein waren.
„Die Pflanzen im Staudenbeet“, so Christoph Gräßle, sind so ausgewählt, dass vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst immer etwas blüht. Im Laufe der Jahre werden die Stauden deutlich größer, einige werden sich auch vermehren, ob durch Aussaat oder Ableger. Beispielsweise die Muscari, die Traubenhyazinthen, oder die Krokusse, die sich im Laufe der Jahre ebenfalls zum blühenden Teppich ausbreiten.“
Die Beete angelegt hat eine Staudengärtnerei, die auch noch Staudengärtner beschäftigt. Dank ihres Wissens, guter Qualität bei den Pflanzen, Pflege und Gießen werden die Staudenbeete sich sicher weiter gut entwickeln. Die Pflanzmischung hat übrigens den klang- und verheißungsvollen Namen: Silbersommer, der sich mit den ab Sommer blühenden Stauden auch erschließt. Im Herbst wurden übrigens noch ein paar Pflanzen nachgepflanzt, um Zwischenräume zu fühlen.
Kletterpflanzen: die Wand und am Zaun hoch
Die Selbstkletterer Kletterhortensie, wilder Wein und Efeu werden in den nächsten Jahren die Wand der Busabstellhalle, aber auch den Zaun bei der Trafostation und diese selbst in grüne Wände verwandeln. „Über die Jahre werden sie nach oben wachsen und vielen Insekten, aber auch Vögeln Unterschlupf bieten“, so Gräßle.
Blühwiese: Klatschmohn dominiert anfangs
Besonders spannend wird die Entwicklung der Blühwiese entlang der Abstellhalle in der Robert-Bosch-Straße. Über Jahre war sie mit dichtem Buschwerk zugewachsen und bot trotz Grün eigentlich keinen schönen Anblick mehr.
„Die Fläche sah nicht schön aus“, konstatiert Christoph Gräßle, „sie bot aber sicher vielen Kleinlebewesen Lebensraum. Durch das Entfernen der Büsche kommen nun aber die Bäume viel besser zur Geltung. Spannend wird, wie sich die Blühwiese über die Jahre entwickelt. Eine der ersten Blütenpflanzen ist der rote Klatschmohn. Er besiedelt oft neue Flächen, den sogenannten Rohboden, und verwandelt ihn in leuchtende Wiesen, bietet zudem Insekten über Wochen jede Menge Nahrung. Je nach Standort bleibt der Klatschmohn nach einigen Jahren aus. Mit Glück sät er sich aber regelmäßig aus und leuchtet im Mai und Juni mit seinen roten Blüten. In jedem Fall werden weitere Wiesenblüher wie die Kornblume, Wiesenschaumkraut oder Margariten, um nur einige zu nennen, und viele Gräser folgen. Ab August dominiert das Grün der Gräser die Wiese. Ein schönes Habitat für Insekten und sicher auch andere Kleinlebewesen entsteht.“
Dringende Bitte: Staudenbeet und Blühwiese nicht betreten
Damit sich das Staudenbeet und die Blühwiese gut entwickeln können, bitten wir Beschäftigte wie Anwohner*innen, die Flächen nicht zu betreten. Das gilt auch für Hunde. Keinesfalls sollen sie ihr Geschäft in der Blühwiese verrichten. Wir haben deshalb bereits Infotafeln aufgestellt und hoffen, dass unsere Bitte gehört wird. Ebenso, dass auf den Flächen kein Müll entsorgt wird und sei es die Zigarettenkippe, die achtlos weggeschnippt wird. Sie gehört in den Restmüll.
Apropos: Optimale Grundlage für grüne Stauden
Wer im vergangenen Herbst oder auch jetzt noch irritiert auf die Schotterfläche der neuen Staudenbeete geblickt hat, den möge einerseits der erste Blüherfolg und das Pflanzenwachstum beruhigen, andererseits die Erläuterung des Experten.
Landschaftsarchitekt Christoph Gräßle erklärt den Sinn der speziellen Abdeckung des Erdreichs: „Die Staudenflächen wurden mit einer Schicht Splitt der Größe 8/16mm gemulcht. Eine Mulchschicht auf Pflanzflächen ist durchaus üblich. Rindenmulch oder Holzhäcksel sind gängige Materialien. Bei Staudenflächen sind Rindenmulch oder Holzhäcksel aber nicht zu empfehlen, da diese bei der Verrottung dem Boden und damit den Pflanzen zu viele Nährstoffe entziehen.“
Gräßle erklärt die Vorteile der Mulchschicht aus Splitt weiter: „Die Mulchschicht schützt die Staudenflächen im Sommer vor dem Austrocknen. Denn auch wenn gegossen wird, so viel Wasser kann man kaum nachgießen und das kostet ja auch. Bei Frost bietet die Splittmulchschicht den Pflanzen einen gewissen Schutz vor Frostschäden. Positiv ist auch, dass sich durch die Schicht der Aufwuchs von Unkraut verzögert. Unmittelbar nach der Pflanzung überwiegt in der Wahrnehmung die Splittabdeckung. Das ändert sich aber, wie man jetzt schon sieht. Die Stauden breiten sich aus und werden zu einer geschlossenen grünen Fläche. Der Splitt wird dann immer weniger zu sehen sein.“ Und noch einen guten Nebeneffekt haben die Spittsteinchen: „Viele Hunde meiden diese Flächen. Das Grün gewinnt.“
Gerne nachmachen
Lust bekommen auf mehr Grün? Lassen Sie Ihr Fensterbrett, Ihren Balkon, Ihren Vorgarten oder Garten blühen. Es gibt für alles passende Pflanzen und falls erforderlich Pflanzgefäße. Im weiteren Verlauf finden Sie jede Menge Fotos. Vielleicht sind auch Ihre Lieblingspflanzen dabei.
Text: Elisabeth Seitzinger
Fotos: Claus Felix und Elisabeth Seitzinger