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Etwas mehr als ein Jahr ist seit dem positiven Bürgerentscheid in Erlangen vergangen. Bahn frei also für die weiteren Planungen für die Stadt-Umland-Bahn, die von Nürnberg über Erlangen nach Herzogenaurach führen wird.
Der Zweckverband hat via Pressemitteilung darüber informiert, wir haben nachgefragt, wie es insbesondere mit der Planung für Nürnberg aussieht.
Fokus auf der Planung
Seit dem Bürgerentscheid konzentriert sich der Zweckverband inklusive der beteiligten Dienststellen in den Städten auf die Planung. „Nach dem positiven Bürgerentscheid konnten wir uns wieder auf unsere originäre Aufgabe, nämlich die Planung und Umsetzung der StUB, konzentrieren“, so Mandy Guttzeit, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Stadtumlandbahn (ZV StUB). „Wir haben überall die Planung vorangetrieben, vor allem auch in Nürnberg, unserem ersten Planungs- und Bauabschnitt. Es tut gut, zu sehen, wie gut wir vorankommen.“
Streckenführung auf Nürnberger Stadtgebiet
Von der heutigen Haltestelle Am Wegfeld bis Reutles in Nürnberg führt die Stadt-Umland-Bahn. Dieser Streckenabschnitt stellt als einer von insgesamt fünf Planfeststellungsabschnitten den ersten Bauabschnitt dar. „Folglich arbeiten wir mit Hochdruck daran, die Planfeststellungsunterlagen für diesen ersten Abschnitt fertigzustellen. Mit den Anwohnerinnen und Anwohnern bzw. Eigentümerinnen und Eigentümern vor Ort stehen wir in regem Kontakt und nehmen dort, wo wir in der Planung noch offene https://www.vag.de/Punkte haben, Anregungen gerne und dankbar auf“, so Guttzeit.
Die StUB wird weiterhin so nah wie möglich an der B4 von Wegfeld bis Boxdorf auf östlicher Seite geführt. In Boxdorf quert die StUB die B4 und schwenkt auf die westliche Seite. Bis auf kleinere Anpassungen entlang der Strecke hat sich daran nichts geändert.
Planung für Radschnellweg Boxdorf – Reutles läuft parallel
„Wir sind zufrieden mit dem aktuellen Stand der Planung“, berichtet Guttzeit. „Wo möglich nutzen wir Synergien. So haben wir teilweise eine gemeinsame Planung und dann auch eine gemeinsame Planfeststellung für den Radschnellweg von Boxdorf bis Reutles und die StUB. Wir denken und planen also so weit als möglich umfassend.“
Planfeststellungsverfahren im Sommer 2026
„Wir haben das Ziel fest im Auge, das erste Planfeststellungsverfahren für die StUB, für den ersten Streckenverlauf“, berichtet die Geschäftsführerin des Zweckverbandes. „Wir stehen schon im laufenden Austausch mit der Regierung von Mittelfranken als Planfeststellungsbehörde und bereiten die Unterlagen vor. Bis Ende des Winters erwarten wir die letzten Zuarbeiten einzelner Fachplaner. Voraussichtlich im Sommer 2026 sollen die Unterlagen der Regierung final vorliegen.“
Kommunikation mit Bevölkerung und Stakeholdern
Dem Zweckverband ist die Kommunikation mit der Bevölkerung, mit Anwohnern und weiteren Stakeholdern wichtig. Sie nimmt gerade im Planungsprozess einen hohen Stellenwert ein.
„Unser Anspruch ist es, frühzeitig und gemeinsam mit den Eigentümerinnen und Eigentümern Lösungen zu entwickeln, die für beide Seiten tragbar sind. Dieses Vorgehen fußt auf unserem Transparenz- und Beteiligungsprinzip,“ erklärt Guttzeit.
Im Zuge der Eigentümerkommunikation wendet sich der Zweckverband aktiv an betroffene Eigentümerinnen und Eigentümer, was sich vom klassischen Vorgehen eines Infrastrukturprojektes dieser Größenordnung unterscheidet: Üblicherweise werden diese nämlich erst im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens informiert. „Wir wollen ein gutes Miteinander und frühzeitig mit möglichen Betroffenen kommunizieren, damit sie langfristig planen können. Das ist beispielsweise für Landwirtinnen und Landwirte wichtig, denn ihre Flächen sind ja Produktionsflächen.“
Ziel: Flächenverbrauch geringhalten
Die Stadt-Umland-Bahn wird zur Verkehrswende in der Region beitragen und vielen Menschen umwelt- und klimafreundliche Mobilität ermöglichen. Ein erhebliches Plus des Projektes.
„Für uns ist es aber auch wichtig, dass das Projekt selbst Nachhaltigkeitskriterien gerecht wird. Entscheidend ist deshalb der möglichst minimierte Flächenbedarf für die Streckenführung der StUB und die begleitende Infrastruktur“, so Mandy Guttzeit. „Viele befinden sich bereits in städtischem Eigentum. Aufgrund der Flächenstruktur im Nürnberger Norden lässt es sich allerdings nicht vermeiden, dass auch private bzw. landwirtschaftlich genutzte Flächen benötigt werden.“
Für die StUB werden einerseits dauerhaft Flächen benötigt, auf denen beispielsweise die Verkehrsanlagen und Regenrückhaltebecken angeordnet sind, zum anderen temporäre Baustelleneinrichtungsflächen. Dauerhaft sind es in Nürnberg nach letzter Ermittlung ca. vier Hektar an Äckern und Feldern für die Strecke, plus ca. 1,5 Hektar für Park+Ride, die dauerhaft in Anspruch genommen werden. Noch nicht berücksichtigt ist die finale Entwässerungsplanung, aber die dafür benötigten Flächen sind überschaubar.
Während der Bauzeit braucht der ZV StUB zeitweise Flächen für die Baustelleneinrichtung. „Unsere Planung für die Ausgleichsflächen hat gut funktioniert. Aktuell greifen wir dazu ausschließlich auf städtische Flächen zurück, sodass hier kein Eingriff in Privateigentum erforderlich ist“, erläutert Mandy Guttzeit. „Insgesamt ist die StUB ein sehr flächensparendes Projekt, auch wenn ein Eingriff in Privateigentum durch die Flächenstruktur im Knoblauchsland leider nicht ganz zu vermeiden ist. Wichtig ist an dem Punkt, dass wir frühzeitig im Austausch mit Betroffenen und anderen Stakeholdern sind. Die Gespräche laufen bisher sehr konstruktiv, wofür ich im Namen von uns allen gerne an dieser Stelle Danke sagen will.“
Umweltplanung als steter Themenschwerpunkt
Im Bereich der Umweltplanung geht es darum, zu identifizieren, wie sich ein Bauvorhaben auf die verschiedenen Schutzgüter, wie Menschen, Tiere, Pflanzen, Böden, Wasser, Klima und Landschaft, auswirken. Dabei ist eine eingriffsminimierende Planung die oberste Prämisse. Auch wenn der ZV StUB bei all seinen Planungen darauf achtet, die Eingriffe in Natur und Umwelt so gering wie möglich zu halten, lassen sich diese nie vollständig vermeiden.
„Die aktuelle Herausforderung in der Umweltplanung besteht somit darin, die unvermeidbaren Eingriffe mit entsprechenden Maßnahmen, beispielsweise in Form von Ausgleichsflächen oder Ersatzpflanzungen, effektiv zu kompensieren“, gibt Mandy Guttzeit die Richtung vor. „Das trägt in jedem Fall zur Akzeptanz von nicht vermeidbaren Maßnahmen bei.“
Gute Fortschritte bei der Planung des Parkhauses
Im Fokus der aktuellen Planungen ist aktuell auch das Parkhaus in Reutles, also noch auf Nürnberger Stadtgebiet.
Am grundlegenden Konzept hat sich nichts geändert, nur der Detaillierungsgrad ist höher, berichtet Guttzeit. Die Park+Ride-Anlage befindet sich innerhalb der Wendeschleife der Straßenbahn. Diese würde für die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts benötigt, aber auch danach, wenn die Straßenbahnen längst nach Erlangen und Herzogenaurach fahren. Beispielsweise um abschnittsweise den Takt zu verdichten oder bei Störungen im Streckenverlauf.
Die Park+Ride-Anlage ist an die Reutleser Straße angebunden. Zusätzlich wird es hier Radabstellanlagen und Umsteigemöglichkeiten auf Busse geben.
Am auffälligsten ist der Planungsfortschritt an der Fassade, wenn auch noch nicht komplett final. Abgesehen von den tragenden Betonbauteilen ist diese mit senkrechten Holzlamellen gestaltet. Dies entspricht den Wünschen der Bürger*innen. Grundsätzlich sind diese Holzlamellen auch begrünbar. Das hat aber verschiedene Vor- wie Nachteile und wird deshalb in der Ausführungsplanung gegeneinander abgewogen werden. In den aktuellen Visualisierungen sind deshalb erst einmal nur die Betonteile begrünt.
Das Parkhaus hat bis zu ca. 600 Stellplätze, davon soll die Hälfte mit E-Ladesäulen versehen werden. Der Strom für die eAutos wird auch auf dem Dach mittels einer Photovoltaikanlage erzeugt.
Planungen in Erlangen und Herzogenaurach
Parallel dazu läuft die Planung auch in den Nachbarstädten weiter. In Erlangen liegt der Fokus dabei auf zwei besonders wichtigen Stadtentwicklungsprojekten. Im Süden der Stadt entsteht in den kommenden Jahren das Stadtquartier Süd auf dem Siemens Campus. Mit rund 2.000 Wohneinheiten wird es das größte Neubaugebiet der Stadt seit dem Röthelheimpark. Direkt anschließend liegen die Erweiterungsflächen für die Technische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Rund um die künftige Haltestelle Freyeslebenstaße der Stadt-Umland-Bahn entsteht ein neuer Stadteingang.
„Mit der Haltestelle erhalten der östliche Teil des Siemens Campus, die Einrichtungen der FAU und der neue Stadtteil ein attraktives ÖPNV-Angebot“, fasst Mandy Guttzeit die Aspekte zusammen. Die Planungen in diesem Bereich, in dem die StUB auch eine Wendeschleife erhält, werden derzeit durch den Zweckverband und die Stadtverwaltung fertig gestellt.
Halt am Erlanger Bahnhof
Außerdem wurde im Bereich der Haltestelle am Erlanger Bahnhof die Planung noch einmal vertieft: Auf dem Gebiet des heutigen Großparkplatzes entsteht künftig ein weiterer neuer Stadtteil, die Regnitzstadt. Am Eingang zur Regnitzstadt sollen zwei Parkhäuser, die StUB inklusive Wendeschleife und ein Busverknüpfungspunkt eine zentrale Mobilitätsdrehscheibe bilden. „Hier zeigt sich, wie komplex das Zusammenspiel zwischen StUB-Planung und Stadtentwicklung ist – alle Projekte müssen technisch, terminlich und inhaltlich zusammenpassen, was ein umfangreiches übergreifendes Schnittstellenmanagement erfordert.“
Im Herzen von Herzogenaurach: Endhaltestelle der StUB und eine Mobilitätsdrehscheibe
Auch in Herzogenaurach, dem letzten Planfeststellungsabschnitt, schreiten die Planungen gut voran. In diesem Jahr konnten die Maststandorte für die Fahrleitung in der Rathgeberstraße festgelegt werden, was auch für viele Anwohnerinnen und Anwohner ein bedeutender Meilenstein war. Zuletzt wurde in einem Lokalforum vor Ort präsentiert, wie sich die StUB generell auf den Straßenraum auswirken wird. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung: Die Vorstellung der StUB-Endhaltestelle inklusive Mobilitätsdrehscheibe direkt im Herzen von Herzogenaurach und vor dem Eingang des Schaeffler Headquarters.
Mehr über die StUB im Dialogforum und online
Der nächste große Termin, wo es mehr Informationen und selbstverständlich auch Gesprächsmöglichkeiten mit den Planern der StUB gibt, ist das Dialogforum am Montag, 10. November 2025, voraussichtlich ab 18 Uhr Uhr in Erlangen. Thema wird dann die Planung sowie das Planfeststellungsverfahren sein. Details finden sich rechtzeitig auf der Webseite www.stadtumlandbahn.de des Zweckverbands. Dort ist dann auch eine Anmeldung möglich. Außerdem ist der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn im Herbst auch in verschiedenen städtischen Gremien vor Ort.
Text: Elisabeth Seitzinger / ZV-Pressemeldung
Visualisierungen: ZV Stadt-Umland-Bahn – Claus Hirche