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Was heute für viele Nürnbergerinnen und Nürnberger selbstverständlich zum Alltag gehört, war einst ein ambitioniertes Zukunftsprojekt: der Bau der Nürnberger U-Bahn.
Mit mittlerweile 49 U-Bahnhöfen und zwei weiteren in Arbeit bildet die U-Bahn das Rückgrat des schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrs der Metropolregion. Seit der Eröffnung der U-Bahn 1972 ist das Schienennetz stetig weitergewachsen. Anfangs nur zwischen Langwasser Süd und Bauernfeindstraße. Seit 1981 verbindet die erste U-Bahn-Linie, die U1 Nürnberg mit Fürth. Auch 2025 ist das U-Bahn-Netz noch nicht fertig ausgebaut.
Zahlen, Daten, Fakten
Die 49 Haltestellen sind auf ein U-Bahn-Netz mit einer Betriebsstreckenlänge von insgesamt 37 Kilometern verteilt. Davon sind 42 Bahnhöfe unterirdisch, was die U-Bahn zu einer fast vollständig unterirdischen Verkehrslinie macht. Lediglich fünf Haltestellen sind auf Geländeniveau, und zwei werden auf einer Hochbahnstrecke bedient. Diese Infrastruktur garantiert eine hohe Flexibilität und Effizienz, da die U-Bahn nicht von Ampelschaltungen oder anderen Verkehrsteilnehmern abhängig ist. Denn offiziell steht das „U“ in U-Bahn für „unabhängig“ wird aber häufig auch synonym für „Untergrund“ oder „unterirdisch“ verwendet.
U-Bahnen teilen sich Gleise
Das Nürnberger U-Bahn-Netz wird von drei Linien bedient: der U1, der U2 und der U3. Die U1 verbindet Langwasser Süd mit Fürth Hardhöhe und bedient dabei 27 Haltestellen auf einer Strecke von 18,9 Kilometern. Dabei beträgt die Fahrzeit zwischen den beiden Endstationen etwa 35 Minuten. Von Röthenbach zum Flughafen fährt die U2 mit 16 Haltestellen eine Streckenlänge von 13,5 Kilometern, wobei die Fahrtzeit rund 23 Minuten beträgt. Die U3, welche zwischen Großreuth bei Schweinau und Nordwestring verkehrt, ist mit 14 Haltestellen und einer Streckenlänge von 11,9 Kilometern etwas kürzer und benötigt für die gesamte Strecke etwa 19 Minuten. Natürlich teilen sich die U-Bahnen teilweise dieselbe Gleisstrecke, so sind die U2 und die U3 zwischen Rothenburger Straße und Rathenauplatz gemeinsam unterwegs.
Ein langer Weg
Ursprünglich war in Nürnberg eine sogenannte Unterpflasterbahn geplant. Doch schon bald entschied man sich gegen diese Übergangslösung und für eine klassische Untergrundbahn. Von Anfang an wurde mit Weitblick gebaut, mit einem Netz aus drei bis vier Linien gerechnet und besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Automatisierung gelegt.
Die U1 – Das Rückgrat der Nürnberger U-Bahn
1967 begannen die Bauarbeiten für die erste Linie, die U1, am U-Bahnhof Bauernfeindstraße. Zuerst zwischen Langwasser Süd und Bauernfeindstraße. Schritt für Schritt wurde die Strecke erweitert: zunächst nur bis zur Stadtgrenze, dann bis zum Fürther Hauptbahnhof und schließlich bis Fürth Hardhöhe. Erst 2007 wurde die U1 so fertiggestellt, wie wir sie heute kennen. Viele der Haltestellen erinnern an die Anfänge des Personenverkehrs in Deutschland. So sind an Stationen wie Plärrer oder Maximilianstraße Darstellungen des „Adlers“ zu finden – der ersten deutschen Eisenbahn mit Dampfbetrieb. Die Station Lorenzkirche ziert dagegen eine Nachbildung des Rosettenfensters der Kirche St. Lorenz. Ein weiteres Detail dieser Linie ist, dass alle (geplanten) Umsteigehaltestellen in Orange gehalten sind.
Die U2 – Die Kulturlinie
1986 begann der Bau der U2, die 1999 mit der Endstation Flughafen vollendet wurde. Diese Linie wurde schnell zur sogenannten „Kulturlinie“, da sie zahlreiche kulturelle Einrichtungen miteinander verbindet. Verschiedene Museen, das Opern- und Schauspielhaus, das Cinecittà sowie verschiedene Schulen liegen entlang der Strecke. Auch hier spiegelt sich das Umfeld in der Gestaltung der Stationen wider. Besonders deutlich wird das an der Haltestelle Wöhrder Wiese. Blau- und Grüntöne symbolisieren die gleichnamige Wiese und die Pegnitz. Die Gestaltung des Rathenauplatzes wurde im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs entschieden. Umgesetzt wurde ein Porträt von Walther Rathenau und Theodor Herzl, welche in einer aus der Renaissance stammenden Technik, die „Anamorphose“, dargestellt werden.
Die U3 – Es geht noch weiter
Die jüngste Linie des Nürnberger U-Bahn-Netzes ist die U3. Ihr Bau begann im Jahr 2001, ihr Ausbau ist bis heute noch in Arbeit. Mit der Haltestelle Großreuth bei Schweinau wurde der aktuellste weitere Abschnitt in Betrieb genommen, bis 2027 sollen Kleinreuth bei Schweinau und Gebersdorf folgen. Besonders hervorzuheben ist hier die Station Nordklinikum. Sie wurde mit dem Ziel gestaltet, den Fahrgästen einen Moment der Entspannung zu bieten, mit ihren goldenen Wellenformen und beruhigenden Klängen. Ein Ort der Ruhe, mitten im hektischen Alltag. Insgesamt lässt sich hervorheben, dass bei vielen der Haltestellen der drei Linien auf Lichtarchitektur gesetzt wurde, um Tageslicht in die unterirdischen Stationen zu bringen.
Vorreiter
Nürnberg gehört zu einer der nur vier beziehungsweise fünf Städte in Deutschland, die über ein U-Bahn-Netz verfügen. Die anderen sind München, Berlin, Hamburg und Fürth. Doch die fränkische Metropole sticht nicht nur durch ihre U-Bahn hervor, sondern auch durch ihre Rolle als Vorreiterin der Automatisierung. Seit 2008 fahren in Nürnberg die ersten automatischen U-Bahnen deutschlandweit.
Text: Anna-Lena Kellermann
Grafik: Bruno Schwarz
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