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Mathias Rösch ist Leiter des Schul- und Bildungsmuseums Nürnberg der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er war zu Gast in unserem Podcast Busfunk mit Stefan Meixner. Hier auf unserem Blog könnt ihr einen Teil des Interviews auch nachlesen:
Herr Rösch, Was ist das Schulmuseum?
„Wir haben klar das ganz klassische Schulmuseum, wie man es sich vorstellt: Neben einer Ausstellung zur Schulentwicklung früher und heute gibt es ein Klassenzimmer mit alten Möbeln und Bänken, wo die Besucher Schule aus dem 19. Jahrhundert nachspielen können. In der Sammlung finden sich mittlerweile rund 250.000 Objekte zur Schulgeschichte, darunter über 5.000 Spickzettel aus der ganzen Welt, zum Beispiel aus Kenia oder Russland. Aber auch historische Dinge aus dem ganzen Bundesgebiet. Und das ist eben auch unser Auftrag, dass wir die Schulgeschichte aufbewahren und deutlich machen, wie wichtig und wertvoll Schule ist.“
Aber das ist nicht alles, oder?
„Nein. Wir setzen viele verschiedene Projekte mit Schulklassen um. Ganz aktuell verleihen wir ein Lernlabor für KI (Künstliche Intelligenz), speziell für Schüler. Ein anderes Projekt, das wir erst kürzlich abgeschlossen haben, war das Projekt „Gemeinsam“ zum Klimawandel. Es war ein toller Erfolg. Wir haben Mittelschüler mit Wissenschaftlern und thematisch passenden Unternehmen, unter anderem auch die VAG, zusammengebracht.“
Die Verknüpfung Mittelschüler mit Wissenschaftlern ist eines ihrer zentralen Anliegen, warum?
„Wir haben bereits seit neun Jahren Projekte, die Spitzenforschung an Mittelschüler vermitteln. Denn meiner Meinung nach bekommen Mittelschüler viel zu häufig von unserer Gesellschaft gespiegelt, dass sie beispielsweise Wissenschaft nicht verstehen, weil sie dafür angeblich nicht die nötige Intelligenz haben – das ist aber aus meiner Sicht Quatsch, dieses Bild muss sich ändern. Wir sind eine Demokratie und wir haben in unsere Gesellschaft einen Konsens, dass wir uns gegenseitig wertschätzen und unterstützen. Keiner darf außen vorgelassen werden.“
Wie gelingt Ihnen dieses Projekt?
„Das gelingt einmal übers Thema. Beim Projekt zum Klimawandel haben sich die Schüler erst einmal eingelesen, kleine Experimente gemacht. Wir konnten sie schnell dafür begeistern, ganz entgegen ihrer eigenen Erwartung. Im nächsten Schritt haben wir die Kontakte zu Wissenschaftlern hergestellt. Und diese Kombination klappt richtig gut, denn beide Seiten profitieren voneinander. Die Mittelschüler erkennen zum Beispiel, dass die Wissenschaftler keine komischen Freaks sind, die mit ihnen nichts zu tun haben wollen, sondern dass deren Arbeit auch für Jugendliche sehr wichtig ist.“
Info: Aus dem Projekt heraus sind viele tolle Ergebnisse entstanden, hier ein Beispiel für einen Film.
Warum liegt Ihnen die Arbeit mit Mittelschülern so sehr am Herzen?
„Mich hat diese Kluft und das Kleinreden von Mittelschülern schon immer gestört. Es muss uns als Gesellschaft doch klar sein, dass wir nicht nur studierte Menschen brauchen. Im Gegenteil, wir sind ganz besonders auf Menschen angewiesen, die beispielsweise ein Handwerk ausüben. Wenn dort die Leute fehlen, funktioniert das ganze System nicht. Das sehen wir doch aktuell schon. Wir alle müssen den Mittelschülern Selbstbewusstsein vermitteln, ihnen klar machen, dass sie ein gleichwertiger und wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind.“
Hintergrund und Aktuelles zum Schulmuseum
Das Schulmuseum wurde 1906 von Nürnberger Grundschullehrern gegründet, die zeigen wollten, was sie alles leisten und wie wichtig Schule ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde es leider zerstört und erst in den 80er Jahren wieder aufgebaut. Seitdem befindet es sich, zusammen mit dem Museum Industriekultur, in der Tafelhalle. Diese wird aktuelle allerdings saniert. Ab 2026 ist das Schulmuseum wieder für Besucher geöffnet.
Podcast Busfunk mit Stefan Meixner und Mathias Rösch
Noch mehr rund ums Schulmuseum und Mathias Rösch Arbeit gibt es zum Nachhören in unserem Podcast.
Text: Yvonne Rehbach
Foto: Axel Sarnoch
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