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Europäische Mobilitätswoche: Straßenraum gemeinsam nutzen

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„Straßenraum gemeinsam nutzen“ – das ist das Motto der Europäischen Mobilitätswoche 2024. Vor allem in Städten ist die Nutzung öffentlicher Flächen ein Dauerstreitpunkt.

Öffentlichen Raum gerecht aufteilen

Über 70 Prozent der europäischen Bevölkerung lebt in urbanen Gebieten, wo der Platz begrenzt ist. Dieser Mangel führt oft zu einem regelrechten Verteilungskampf: Wo ein Auto parkt, kann kein Fahrrad fahren und kein Kind spielen. Gleichzeitig möchten Stadtbewohner*innen nicht ewig nach einem Parkplatz suchen. Wie also lässt sich der öffentliche Raum gerecht aufteilen?

Mehr Autos, weniger Fahrten: Das Dilemma der urbanen Mobilität

Heute dominiert das Auto die Straßen vieler Städte. Während vor rund 50 Jahren nur wenige sich ein Auto leisten konnten, hat sich der Fahrzeugbestand seither deutlich erhöht. In Nürnberg beispielsweise hat sich die Zahl der zugelassenen Pkw seit 1975 fast verdoppelt – von 128.416im Jahr 1975 auf 249.281 im Jahr 2023. Doch trotz dieser hohen Verfügbarkeit sinkt die tatsächliche Nutzung: Nach unseren neuesten Erhebungen werden nur noch 52 Prozent der Privatfahrzeuge täglich bewegt, und durchschnittlich kommen sie auf lediglich 1,4 Fahrten pro Tag mit einer Dauer von 27 Minuten. Das bedeutet, dass Autos die meiste Zeit nur herumstehen – oft mehr als 23 Stunden am Tag.

Eine U-Bahn ersetzt rechnerisch 462 Pkw

Im fließenden Verkehr benötigen Pkw deutlich mehr Platz als Busse und Bahnen, weil sie im Vergleich viel weniger Menschen befördern. Um zu veranschaulichen, dass ein Umstieg vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel sinnvoll wäre, haben wir errechnet, wie viel Stau und Parkplatzfläche mit nur einem vollbesetzten U-Bahn-Zug eingespart werden können.

600 Personen in eine U-Bahn

In eine U-Bahn passen 600 Personen. In einem Pkw sitzen durchschnittlich 1,3 Personen. Das heißt, für 600 Personen sind 462 Pkw unterwegs. Bei einer Länge von rund vier Metern pro Auto und einem Abstand von einem Meter zwischen den stehenden Pkws ergäbe das eine Staulänge von 2,3 Kilometern. Das entspricht der Strecke von der Nürnberger Kaiserburg bis zum Hauptbahnhof. Noch mehr Informationen dazu bietet Band 9 unserer Reihe Daten & Fakten

Parkplätze größer als Kinderzimmer

Der „ruhende Verkehr“ ist ebenfalls ein großes Problem: Ein Parkplatz nimmt laut VCD Verkehrsclub Deutschland mindestens zwölf Quadratmeter ein und ist damit oft größer als ein Kinderzimmer. Besonders in Wohngebieten sind diese Stellplätze meist kostenlos, obwohl ihre Betriebskosten jährlich zwischen 60 und 300 Euro liegen.

Wertvolle Flächen verschenkt

Die Baukosten eines Parkplatzes können sogar bis zu 5.000 Euro betragen. Dennoch bezahlen Anwohner*innen maximal 30,70 Euro jährlich für einen Parkausweis. Im Vergleich dazu scheinen die Prioritäten eindeutig: Der öffentliche Raum wird oft eher Autos als Kindern zugestanden, und wertvolle Flächen werden verschenkt, um ungenutztes Privateigentum abzustellen.

Nürnbergs Mobilitätsbeschluss

Um diese Ungleichheit zu beheben, verabschiedete der Nürnberger Stadtrat 2021 den „Mobilitätsbeschluss“. Ziel ist es, den Anteil umweltfreundlicher Verkehrsarten wie Fuß-, Rad- und öffentlicher Nahverkehr zu steigern. Verschiedene Maßnahmen sollen den Umweltverbund stärken, beispielsweise durch den Ausbau von Radwegen oder Verbesserungen im öffentlichen Verkehr.

Vorbildliche Städte zeigen, wie es geht

Veränderung braucht Mut, denn die Umverteilung von Flächen geht oft mit Widerstand einher. Doch Städte wie Kopenhagen, Paris oder Wien zeigen, wie es gelingen kann, berichtet Agora Verkehrswende.

Förderung des Radverkehrs

In Paris wurde ein Ufer der Seine für Fußgänger und Radfahrer umgestaltet, und in Wien verwandelte sich die einst stark befahrene Mariahilfer Straße in eine Fußgängerzone. Kopenhagen ist dank seiner jahrzehntelangen Förderung des Radverkehrs heute eine der lebenswertesten Städte Europas. Diese Beispiele verdeutlichen: Lebenswerte Städte entstehen, wenn nicht mehr die Interessen von Autofahrer*innen im Vordergrund stehen.

Mehr Raum für alle: In Nürnberg auf dem richtigen Weg

Schon heute können Städte durch gezielte Maßnahmen wie Parkraummanagement und die Förderung von Alternativen zum privaten Pkw Einfluss nehmen. In Nürnberg gibt es bereits 78 Mobilpunkte mit 130 Carsharing-Fahrzeugen. Bis Sommer 2025 sollen 26 weitere Standorte hinzukommen, von denen sechs durch eine Online-Beteiligung der Bürgerinnen bestimmt wurden.

Immer mehr Mobilpunkte

Ziel ist es, ein dichtes Netz an Mobilpunkten zu schaffen, sodass Sharing-Fahrzeuge in dicht besiedelten Gebieten maximal 350 Meter entfernt sind. Parallel dazu werden Parkplätze zugunsten von Radfahrenden und Zu-Fuß-Gehenden reduziert.

Gewinnspiel: Wie sind Sie am liebsten mobil?

Wie bewegen Sie sich am liebsten fort? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil und gewinnen Sie Eintrittskarten für das Historische Straßenbahndepot St. Peter, wo Sie in eine Zeit zurückversetzt werden, als das Auto noch selten war. Hier geht es zur Umfrage.

Flächenbedarf Bus vs. Auto

Und zum Schluss: Wussten Sie, dass ein mit 60 Personen besetzter Linienbus einen Flächenbedarf von 30 Quadratmetermetern hat. Für die gleiche Menge an Menschen braucht es aber 46 Autos (ein Auto ist im Durchschnitt mit 1,3 Personen besetzt), die dann unglaubliche 625 Quadratmeter Fläche verbrauchen. Das ist rund 20 Mal mehr, als ein Linienbus:

Europäische Mobilitätswoche: Straßenraum gemeinsam nutzen

Text: Barbara Lohss
Grafik: Bruno Schwarz

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Wir über uns

Wir über uns: Eine U-Bahn stehend am Rathenauplatz, Fahrgäste am Bahnsteig.Unsere Busse und Bahnen umrunden täglich fast zwei Mal die Welt und bringen rund 600.000 Fahrgäste jeden Tag sicher, zuverlässig, schnell und bequem an ihre Ziele. Um reibungslose Abläufe kümmern sich rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, etwa 2.200 Mitarbeiter*innen.

 

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