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Warum erneuern wir die Gleise?

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Normalerweise sind zwischen Plärrer und Hallertor die Straßenbahnlinien 4, 6 und 10 unterwegs – dicht getaktet, zuverlässig und stark frequentiert. Doch aktuell dominieren orangefarbene Warnwesten, Baumaschinen und das rhythmische Rattern schwerer Geräte das Bild. Der Grund: Die Schienen im Bereich Hallertor haben nach rund 30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Zeit für eine Erneuerung.

Woher kommt der Verschleiß?

Der Bereich rund um die Haltestelle Hallertor gehört zu den besonders stark beanspruchten Streckenabschnitten in unserem Straßenbahnnetz. Hier treffen mehrere Linien zusammen, die Strecke führt bergab, und in die Haltestelle hinein bremst jede Straßenbahn zum Anhalten. „Eine voll besetzte Straßenbahn bringt rund 60 Tonnen auf die Schiene – das merkt man den Gleisen mit der Zeit an“, erklärt Projektingenieur Florian Gräf. Nach Jahrzehnten intensiver Nutzung ist es daher nicht verwunderlich, dass die Schienen „abgefahren sind“ – auch wenn man es von außen nicht sofort sieht.

Schienenwechsel auf den Millimeter

In nur drei Wochen werden am Hallertor  rund 120 Meter Gleis ersetzt – eine sportliche Zeitplanung für ein Vorhaben, das schweres Gerät ebenso wie millimetergenaue Präzision verlangt. Der Ablauf ist durchgetaktet: Verkehrssicherung einrichten, alte Schienen ausbauen, neue verlegen, verschweißen, abschließend asphaltieren – und das alles, während links und rechts der Baustelle der Ersatzverkehr rollt.

Wie heiß ist der Stahl?

Besonderes Augenmerk gilt beim Gleisbau dem Schweißen – genauer gesagt dem sogenannten Thermit-Schweißen. Die jeweils rund 18 Meter langen Schienenstücke werden direkt vor Ort miteinander verbunden. „Die Schweißlücke wird mit Schweißformen umschlossen, mit Sand abgedichtet und die Schienenenden vorgewärmt“, erklärt Florian Gräf. Danach kommt der Thermit-Tiegel zum Einsatz: Eine chemische Reaktion erzeugt flüssigen Stahl, der mit einer Temperatur von über 2000 Grad die Lücke in einem glühenden Schwall füllt. Nach dem Abkühlen und mechanischen Abscheren wird die Schweißstelle geschliffen. Das Ergebnis: ein durchgehendes Gleis, das höchsten Anforderungen standhält.

Fachkräfte mit vollem Kalender

„Schienenschweißen ist echte Spezialarbeit“, betont Gräf. Die dafür nötigen Fachfirmen sind europaweit gefragt – und entsprechend gut gebucht. „Da zählt jeder Tag. Unser Zeitplan ist eng, aber machbar.“ Weitere Baumaßnahmen im Straßenbahnnetz sind in diesem Jahr z. B. noch am Rathenauplatz geplant.

Warum dient es dem Lärmschutz?

Was viele nicht wissen: Neue Gleise bringen nicht nur eine bessere Fahrt, sondern auch weniger Lärm. Unter den Schienen liegt eine elastische blaue Matte, die Vibrationen abfedert. Zusätzlich sorgen sogenannte Kammerfüllkörper aus recycelten Autoreifen dafür, dass die Schienen vom Beton entkoppelt sind. So werden Schall und Erschütterungen deutlich reduziert – ein Gewinn für Anwohner*innen ebenso wie für alle, die sich auf ruckelfreie Fahrten mit der Straßenbahn freuen.

Ersatzverkehr hält den Takt

Während gebaut wird, übernimmt der Ersatzverkehr zuverlässig die Strecke: Alle paar Minuten fahren Busse an der Baustelle vorbei – damit Fahrgäste auch während der Bauzeit gut und pünktlich an ihr Ziel kommen.

Einblick in die Baustelle

Ein Team des Bayerischen Rundfunks war vor Ort und vermittelt spannende Einblicke in das Geschehen auf der Baustelle.

Text: Barbara Lohss
Fotos: Florian Gräf/Barbara Lohss

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Wir über uns

Wir über uns: Eine U-Bahn stehend am Rathenauplatz, Fahrgäste am Bahnsteig.Unsere Busse und Bahnen umrunden täglich fast zwei Mal die Welt und bringen rund 600.000 Fahrgäste jeden Tag sicher, zuverlässig, schnell und bequem an ihre Ziele. Um reibungslose Abläufe kümmern sich rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, etwa 2.300 Mitarbeiter*innen.

 

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