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Polio-Gruppe und VAG: U-Bahn-Training mit Rollstuhl und Rollator

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Wie kommt man mit einem Rollstuhl oder mit einem Rollator zügig und selbstsicher in die U-Bahn? Das wollte die Polio-Gruppe Franken wissen und üben. Wir haben uns mit einem Teil der Selbsthilfegruppe getroffen und das Ein- und Ausfahren bzw. Schieben in einem abgestellten Zug am Scharfreiterring trainiert. 

Polio-Selbsthilfegruppe Franken übt bei der VAG

Unterstützt hat die Gruppe Bernd Zeitler, der sich bei uns, der VAG, um die Belange mobilitätseingeschränkter Menschen kümmert. Die etwa zehn teilnehmenden Männer und Frauen eint die Polio-Selbsthilfegruppe, die Angelika Behrenhoff – ebenfalls von der Krankheit betroffen – vor mehr als 16 Jahren ins Leben gerufen hat. Polio, auch bekannt als Kinderlähmung, ist eine durch das Poliovirus ausgelöste Infektionskrankheit. Bei Patient*innen, die an Kinderlähmung erkrankten, kann Jahre oder Jahrzehnte später das Postpolio-Syndrom auftreten. Es kommt meist zu Ermüdung, Schmerzen und Schwäche in den Muskeln, bis hin zum Muskelschwund. Je nach Krankheitsverlauf sitzen Betroffene im Rollstuhl, brauchen einen Rollator oder eine Gehhilfe.

Selbstsicher mit der U-Bahn unterwegs

Zu Beginn des Treffens nimmt sich Bernd Zeitler viel Zeit, um sich alle Fragen der Teilnehmer*innen anzuhören. Konkret geht es den meisten um die neuen G1-Züge, also die viergliedrigen U-Bahn-Züge auf der U1. Viele waren mit den Bahnen noch nicht unterwegs. Bernd Zeitler sagt: „Alle U-Bahnen, auch der G1, haben einen Schiebetritt, also eine Spaltüberbrückung zwischen Bahnsteig und Zug, der das Ein- und Ausfahren oder Schieben mit Rollstuhl oder Rollator einfach macht. Der Schiebetritt hat eine etwas andere Kante als die anderen Züge. Aber mit ein wenig Übung ist das kein Problem.“

Tipps von Bernd Zeitler fürs U-Bahn-Fahren

  • Zum Ein- und Aussteigen bietet sich idealerweise auf der U1 die erste U-Bahn-Tür an. Die haben die U-Bahn-Fahrer*innen – wegen der Nähe zum Fahrerstand – am besten im Blick.
  • Wenn es die Situation am Bahnsteig zulässt, ist es optimal, sich mit Rollstuhl oder Rollator frontal zur Tür – selbstverständlich mit ausreichend Abstand zur Bahnsteigkante – bereit zu stellen und dann abwarten, bis alle Fahrgäste ausgestiegen sind. Das ermöglicht es, zügig und gerade in die U-Bahn zu kommen.
  • Den Schiebetritt mit dem Rollstuhl ruhig mit ein wenig Schwung anfahren und im Türbereich die Haltestangen als Unterstützung nehmen.
  • Im Fahrzeug Rollstuhl oder Rollator entgegen der Fahrtrichtung positionieren, am besten auf den dafür vorgesehenen Freiflächen. Die sind beim G1 ganz vorne und ganz hinten.

Das Training hilft und unterstützt im Alltag

Dann geht es ans Üben, das funktioniert einwandfrei. Das Training kommt bei den Teilnehmer*innen gut an und sorgt dafür, dass sie auch mit Rollstuhl oder Rollator selbstständig und sicher unseren ÖPNV nutzen können. Die Übung und der Austausch mit Bernd Zeitler waren für die Gruppe ein voller Erfolg. Warum, was sie sich wünschen und wie sie den ÖPNV grundsätzlich finden? Darüber haben wir uns am Ende der Stunde unterhalten.

Stimmen der Teilnehmer*innen

Inge Paulus – nutzt je nach Strecke Rollstuhl oder Rollator – Selbstständigkeit ist ihr sehr wichtig:

„Wegen meiner Erkrankung bin ich vor allem bei längeren Strecken auf den Rollstuhl angewiesen, kürzere Strecken schaffe ich mit dem Rollator. Der ÖPNV ist für mich genial, weil ich selbstständig sein und bleiben kann. Busfahren habe ich bei einem Bustraining gelernt und das funktioniert hervorragend. Jetzt kann ich auch sicher mit der U-Bahn fahren. Ich weiß, wie ich in die neuen Züge geschmeidig rein und raus komme. Toller Service, ich bin gespannt auf die nächste Fahrt im G1.“

Barbara Legominski – kommt noch mit einer Gehhilfe klar – ÖPNV nutzt sie regelmäßig und gerne:

„Ich bin viel und gern mit dem ÖPNV unterwegs. Aktuell habe ich das Glück, dass ich noch mit einer Gehhilfe gut klarkomme, also ohne Rollstuhl oder Rollator. Aber wer weiß, wie meine Krankheit weiter verläuft, da will ich mich rechtzeitig informieren. Nutze ich den Bus, finde ich die Lücke zwischen Bordstein und Bus oft zu groß. Ich weiß, dass ist nicht immer einfach, aber je näher die Busfahrer*innen an den Bordstein fahren können, desto einfacher ist es für uns – egal, mit welchem Hilfsmittel wir unterwegs sind.“

Selbstständigkeit ist das A und O

Angelika Behrenhoff – leitet die Polio-Selbsthilfegruppe mit ihrem Mann – will versuchen, sich im ÖPNV nicht hetzen zu lassen:

„Rückmeldung aus unserer Gruppe ist immer wieder, dass beim Ein- und Aussteigen die Zeit fehlt. Das Zeitproblem setzt Menschen mit Beeinträchtigung unter Druck. Deswegen bin ich sehr dankbar für die Tipps von Bernd Zeitler, weil sie uns Sicherheit geben und Hilfe, wie wir zügig und sicher in die U-Bahn rein und wieder rauskommen.“

Magda Ostermöller – sie ist mit der U-Bahn in Nürnberg und Fürth unterwegs – selbstständig mobil sein ist das A und O:

„Ich bin eigentlich jeden Tag mit Bus und Bahn in Nürnberg unterwegs. Auch wenn ich im Rollstuhl sitze, kann ich so selbstständig mobil sein. Das finde ich super und gibt mir ein tolles Gefühl. Manchmal wünsche ich mir, dass die anderen Fahrgäste auf uns ein wenig mehr Rücksicht nehmen. Das würde es uns allen, die wir nun mal nicht so mobil sind wie andere, sehr helfen.“

Text: Yvonne Rehbach 
Fotos: Yvonne Rehbach 

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Wir über uns: Eine U-Bahn stehend am Rathenauplatz, Fahrgäste am Bahnsteig.Unsere Busse und Bahnen umrunden täglich fast zwei Mal die Welt und bringen rund 600.000 Fahrgäste jeden Tag sicher, zuverlässig, schnell und bequem an ihre Ziele. Um reibungslose Abläufe kümmern sich rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, etwa 2.300 Mitarbeiter*innen.

 

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