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Vor zwei Jahren hat der Stadtrat den Mobilitätsbeschluss und das „ÖPNV-Maßnahmenpaket 2030“ verabschiedet, um die Verkehrswende weiter voranzutreiben. Wir ziehen gemeinsam mit der Stadt an einem Strang. Fast alle von uns in den Prozess eingebrachten Ideen fanden Eingang in die Beschlussfassung. Über den aktuellen Stand einiger Projekte informierte die Mobile Bürgerversammlung im August 2023.
Mobile Bürgerversammlung
Rund 100 Menschen waren dabei und stellten Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König und Baureferent Daniel F. Ulrich viele Fragen. An der Straßenbahnwendeschleife am Berliner Platz standen auch unsere Kollegen Konrad Schmidt, Bereichsleiter Fahrweg, und John Borchers, Bereichsleiter Planung, als Ansprechpartner zur Verfügung.
Anteil an umweltfreundlichem Verkehr soll wachsen
Mit drei U-Bahn-Linien, die in Nürnberg die Hauptlast des öffentlichen Nahverkehrs tragen, ist der ÖPNV in Nürnberg sehr gut aufgestellt, schickte OB Marcus König vorweg. Um allen Bürger*innen eine Teilhabe zu ermöglichen, werde vor allem das Straßenbahnnetz weiter ausgebaut: Die aktuell nur für betriebliche Fahrten genutzten Schienen entlang der Bayreuther Straße inklusive der Wendeschleife sollen für den Fahrgastbetrieb ertüchtigt werden, um die Straßenbahnlinie 7 bis zum Stadtpark zu verlängern. Dies ist ein Baustein des umfangreichen Maßnahmenpakets. Dessen Zielsetzung: bis 2030 sollen 68 Prozent aller Wege innerhalb der Stadt umweltfreundlich zurückgelegt werden, also zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV.
Kompromisse sind erforderlich
Baureferent Ulrich berichtete über den aktuellen Stand der Baumaßnahmen: „Der Straßenausbau hat schon begonnen. Die Planfeststellung für die Straßenbahnstrecke läuft. Hier startet der Ausbau Mitte/Ende 2024, wenn alles planmäßig läuft.“ Am meisten Kopfzerbrechen machte den Planern die Kreuzung Bayreuther-/Pirckheimerstraße. „Ein signaltechnisches Kunstwerk“, wie Ulrich betonte. Allerdings nicht möglich ohne Kompromisse auf allen Seiten. Die Kreuzung sei weder für den Radverkehr noch für Straßenbahn oder Autos perfekt. „Alle zahlen hier einen Preis, damit es funktioniert.“
Alle fünf Minuten eine Straßenbahn
„Ein großes Plus für die Umwelt ist das geplante Rasengleis in der Mitte der Bayreuther Straße“, betonte Konrad Schmidt, VAG-Bereichsleiter Fahrweg. Und auch die Wendeschleife wird deutlich aufgewertet. Ein Kiosk, der neben der Technik auch Aufenthaltsräume für das Fahrpersonal beherbergt und komplett begrünt ist, bringt eine Verbesserung des Kleinklimas. 2025 soll laut Baureferent die Straßenbahn fahren. „Dann haben wir mit zwei Straßenbahnlinien einen 5-Minuten-Takt zum Rathenauplatz“, so VAG-Chefplaner John Borchers. „Und bereits Ende 2023 werden mit den zwei neuen Straßenbahnlinien 10 und 11 zusätzliche Direktverbindungen im Netz geschaffen und damit auf mehreren Hauptachsen der 5-Minuten-Takt Wirklichkeit. Das ist auf dem Weg zur Mobilitätswende ein sehr großer Mosaikstein zur Umsetzung des Mobilitätsbeschlusses der Stadt Nürnberg.“
Vernetzung der Verkehrsträger
Neben dem Ausbau des ÖPNV setzen die Stadt Nürnberg und wir als VAG auch auf die bessere Vernetzung der Verkehrsträger. Deutlich wurde das an einem weiteren Stopp der Mobilen Bürgersammlung: dem Mobilpunkt am U-Bahnhof Schoppershof. Hier stehen neben VAG_Rädern auch Leihwagen zur Verfügung, für die Nutzende mit einem VGN-Abo Rabatt erhalten. Für VAG_Rad haben sie übrigens 600 Freiminuten pro Monat.
VAG_Rad überbrückt die „letzte Meile“
Über viele positive Rückmeldungen zu VAG_Rad berichtete unser Kollege Stefan Linnert. Mit den 2.000 VAG_Rädern werden derzeit rund 7.000 bis 8.000 Fahrten pro Tag unternommen. Im Schnitt legen die Nutzenden etwas mehr als einen Kilometer pro Fahrt zurück. „Ein Hinweis darauf, dass ganz klassisch ‚die letzte Meile‘ zwischen Haltestelle und Start oder Ziel überbrückt wird“, so Linnert. Auch die VAG_LastenRäder kommen gut an. Bei der Bürgerversammlung konnten sie ihre Stärke unter Beweis stellen und erfrischendes Mineralwasser für die Teilnehmenden transportieren.
100 Mobilpunkte bis 2025
Der Mobilpunkt in Schoppershof ist einer von derzeit 48 im Stadtgebiet. Damit ist das Ziel, innerhalb des Rings von jedem Wohnstandort aus in ca. 350 Metern einen Mobilpunkt zu erreichen, nahezu erfüllt. Bis 2025 soll die Zahl der Mobilpunkte sogar auf 100 anwachsen. Vor jeder weiteren Ausbaustufe findet immer auch eine Onlinebeteiligung der Bürger*innen statt.
Lademöglichkeit für E-Fahrzeuge
An den Mobilpunkten stellt unser Schwesterunternehmen N-ERGIE unter anderem Lademöglichkeiten zur Verfügung. Künftig sollen pro Mobilpunkt vier öffentliche Ladepunkte geschaffen werden, davon zwei für Carsharing-Fahrzeuge. Aktuell bietet die N-ERGIE im Stadtgebiet bereits über 160 öffentliche Ladestationen an – wo genau ist beim Ladeverbundplus zu sehen.
Mobilpunkte sollen Autos überflüssig machen
„Wer weniger als 10.000 Kilometer im Jahr mit dem Auto fährt, für den ist Carsharing günstiger“, sagte die städtische Verkehrsplanerin Andrea Meier. Laut Andrea Meier ersetzt ein Carsharing-Auto 14 bis 18 private Fahrzeuge. Aus einer Befragung der Nutzenden wisse man, dass fast drei Viertel kein eigenes Auto besitzen. Jeder Dritte leiht mehrmals im Monat ein Fahrzeug aus und erledigt damit vor allem Einkäufe, aber auch Ausflüge oder Besuche. „Es ist erstaunlich, wie selten man ein Auto braucht“, berichtete eine Teilnehmerin spontan. Nur sieben oder acht Fahrten pro Jahr mache sie, seit das eigene Auto abgeschafft wurde. Mit Bussen und Bahnen sowie dem VAG_Rad komme sie in ihrem Alltag gut zurecht. Lediglich für die Besuche einer Freundin in Wüstenstein benötige sie ein Leihauto.
Text: Barbara Lohss
Fotos: Barbara Lohss
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